10.07.2023

Baumer x Swissloop – Beitrag 3/4: Testing-Phase
Baumer Swissloop
Interview mit Lina De Windt

Interview-Fragen an Lina De Windt (Elektroingenieurin)

Wir sprechen heute mit Lina De Windt. Sie studiert Elektrotechnik an der ETH in Zürich und ist als Elektroingenieurin im Swissloop-Team.

Liebe Lina…

Ihr habt vor Kurzem euren neu entwickelten Pod getestet. Wie kann man sich als Aussenstehender diese Projektphase vorstellen – was passiert da? 

Die vorherige Projektphase, in der der neu entwickelte Pod getestet wurde, erforderte eine Menge sorgfältiger Planung, Koordination und Ausführung. Als erster Schritt mussten alle Subsysteme einzeln auf Ihre Funktionsweise getestet werden, bevor alles im Pod eingebaut  werden konnte. Danach testete das Team die verschiedenen Aspekte der Funktionalität des Pods, unter anderem die Kommunikation zwischen den verschiedenen Subsystemen, die korrekte Signalweitergabe im Fall eines Fehlers und die Bremssysteme. Das Team wertete die bei den Tests gewonnenen Daten sorgfältig aus, um Probleme oder verbesserungswürdige Bereiche zu ermitteln, aber vor allem, um sicherzustellen, dass der Pod alle erforderlichen Sicherheitsstandards erfüllt. Insgesamt erforderte diese Projektphase viel harte Arbeit, ein Auge zum Detail und enge Zusammenarbeit, um sicherzustellen, dass der Pod sicher, zuverlässig und effektiv funktioniert.
 

Auf welche Komponenten und Elemente habt ihr beim Testing ganz besonders geachtet? Welche Rolle spielten dabei die Baumer-Sensoren? 
 

Während der Tests achteten wir besonders auf die Funktionsweise verschiedener kritischer Komponenten und Elemente des Pods, wie z.B. das Antriebssystem, das Bremssystem, das Schwebesystem, die Leistungselektronik und die Sicherheitselemente. Baumer-Sensoren spielten in diesem Testprozess eine wichtige Rolle, da sie genaue und zuverlässige Daten über die Position, Kraft und Druck der einzelnen Subsysteme liefern. Diese Daten sind für uns sehr wichtig, da sie unter anderem Auskunft geben über die Geschwindigkeit und Beschleunigung des Pods. Durch die Bereitstellung von Echtzeitdaten zu diesen Funktionen kann das Team sicherstellen, dass der Pod korrekt funktioniert und das erforderliche Mass an Schutz für den Pod und dessen Umgebung bieten.
 

Baumer Swissloop

Welche Herausforderungen habt ihr für die Testphase erwartet?
 

In der Testphase unseres Pods waren verschiedene Herausforderungen zu erwarten. Zum Beispiel war eines der Hauptanliegen während der Testphase die Gewährleistung der Sicherheit der Teststrecke und des am Testprozess beteiligten Teams. Dies kann bei unserem Pod eine besondere Herausforderung darstellen, da er unter hohen Spannungen und Strömen steht und sich mit hoher Geschwindigkeit bewegt. Ausserdem können die Komplexität der Systeme des Pods und die Testverfahren selbst zu technischen Schwierigkeiten führen, die den Testprozess verlangsamen können. Ferner muss der Pod verschiedene von der EHW-jury gesetzte Normen erfüllen, bevor sie für den Betrieb zugelassen werden kann. Die Sicherstellung der Einhaltung dieser Normen ist ein komplexer und zeitaufwändiger Prozess.
 

Welche Rolle kommt konkret dir als Elektroingenieurin zu? 
 

Als Elektroingenieurin im Swissloop-Team, die vor allem für die Leistungssysteme des Pods verantwortlich ist, hing meine spezifische Rolle in der Testing-Phase von den spezifischen Bedürfnissen des Teams und vom Fortschritt der Software-Ingenieure ab. Es gab Tage, an denen ich Tests plante, dokumentierte und vorbereitete. Dann gab es aber auch Tage, an denen ich mit löten und debuggen beschäftigt war, da wir alle unsere PCBs selbst designen und zusammenlöten. In der Assembly-Phase habe ich entdeckt, dass ich ein gutes Gespür für das Löten und Debuggen habe, deswegen hat es sich so etabliert, dass ich diese Arbeit auch bei den meisten anderen Subsystemen übernommen habe, damit diejenigen Elektroingenieure, die an der Software arbeiten, ein bisschen mehr Zeit dafür gewinnen konnten. Dann gab es natürlich die Tage, an denen wir die sorgfältig geplanten Tests ausführten, und da wurde ich gefragt, um die Leistungsgeräte zu bedienen, die Funktionsweise des Systems zu überprüfen und die Sicherheit aller am Test beteiligten Personen zu gewährleisten.
 

Habt ihr euch die Aktivitäten rund um das Testing im Team aufgeteilt? Wenn ja, welche Rollen habt ihr definiert?
 

Grundsätzlich ist jeder für sein eigenes Subsystem verantwortlich. Dieses Jahr haben wir uns so aufgeteilt, dass jeweils ein/e vollzeit-Ingenieurin für den Antrieb, das Schwebesystem, die Leistungselektronik, die Struktur, die Bremsen und die Schienen, die Fahrzeugsteuerung, die Batterien und die elektrische Integration zuständig ist. Doch in der Assembly- und Testphase helfen wir uns viel gegenseitig, und es kann auch mal sein, dass die Hälfte des Teams an einem bestimmten Subsystem oder Test arbeitet. Alle sind sehr flexibel und hilfsbereit und setzen sich dort ein, wo am meisten Hilfe benötigt wird.
 

Ihr habt immer wieder erzählt, wie wichtig Teamarbeit und Teamspirit für euer Projekt sind. Auch Niederlagen gehören beim Testing dazu. Wie geht ihr als Team damit um, um auch diese Phase erfolgreich zu meistern?
 

Der Umgang mit Niederlagen und Herausforderungen ist ein wichtiger Aspekt der Testphase, und ein starker Teamspirit ist entscheidend für deren erfolgreiche Bewältigung. 

In dieser Phase ist es umso wichtiger, dass wir offen zusammen kommunizieren. Wir planen regelmässige Teamsitzungen, Brainstorming-Sitzungen und Nachbesprechungen nach Testfehlern, die allen Teammitgliedern ermöglichen, ihre Bedenken zu äussern, Ideen auszutauschen und mögliche Lösungen für Herausforderungen oder Niederlagen zu diskutieren. Wir sehen Niederlagen als Lernchancen und nehmen uns Zeit, diese gründlich zu analysieren und Strategien zu deren Behebung oder Verbesserung der Vorgehensweise zu entwickeln. Dazu gehört auch manchmal die flexible Anpassung von Testplänen. Natürlich sind Niederlagen nicht einfach zu bewältigen. Aber indem wir uns gegenseitig unterstützen und helfen, auch kleine Erfolge feiern und Einzel- sowie Teamleistungen anerkennen, stärken wir die Moral des Teams und bleiben motiviert, um unsere grossen Ziele zu erreichen.

 

Welcher Moment wird dir im Zusammenhang mit dem Testing sicher besonders in Erinnerung bleiben

Ein Highlight, der mir sicher in Erinnerung bleiben wird, ist der Moment, als wir den Motor zum ersten Mal erfolgreich gesteuert haben. Es war grossartig, wie wir den «go» Knopf drückten und es endlich funktionierte. Aber auch die viele harte Arbeit, die wir geleistet haben, bis wir diesen Moment erreicht haben, wird mir in Erinnerung bleiben.


Der Moment, als der Pod das erste Mal Fahrt aufgenommen hatte wurde immer wieder als «Hurra-Moment» beschrieben. War die Flasche Sekt schon kaltgestellt oder wie feiert ihr? :-)


Natürlich hatten wir nicht nur eine, sondern mehrere Flaschen Sekt kalt gestellt ;) Der Moment war sicher für alle involvierten Personen sehr prägend und grossartig, als wir nach monatelanger harter Arbeit das erste Mal den Pod als Ganzes zum Laufen gebracht haben. Viel Zeit zum Feiern hatten wir aber nicht, da auch nach dem First Crawl noch viele Meilensteine zu meistern sind in den noch verbleibenden, wenigen Wochen vom Projektjahr bis zum Wettkampf an der European Hyperloop Week – die Geschwindigkeit von 80km/h und das Schweben in allen Richtungen, um die wichtigsten zu erwähnen. 

„Wir danken Lina für das ausführliche Interview und die Zeit, die sie sich genommen hat, unsere Fragen zu beantworten. Wir sind gespannt und freuen uns, das Projekt auch weiterhin zu begleiten.“

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